ekhn2030 Paradiesgärtlein © J. Wiegers

"Vom Kleingarten zur Parkanlage"

Gedanken zu ekhn2030 von Dekan Olliver Zobel

Überblick: ekhn2030

Ohne Moos nichts los

Warum die älteste lebende Pflanze der Erde für uns ein Vorbild sein kann

Immer ist es schön grün und vor allem schön weich – das Moos. Eine tolle Pflanze, auch wenn sie von Rasenliebhabern nicht unbedingt geschätzt wird.

Moos ist außerdem eine sehr nützliche Pflanze im Garten: Zum einen speichert sie Wasser, zum anderen bietet sie für ganz viel Kleinstlebewesen einen Lebensraum – auch wenn dies nicht unbedingt die Gummibärchen gehören, die der Fotograf Peter Bernecker auf seinem schönen Moos-Foto platziert hat.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Kind im Garten meiner Großeltern Moos gesammelt habe. Ich habe daraus Osternester gebaut, in denen dann die leckeren Schokoostereier liegen sollten. Auch in den letzten Jahren habe ich Moos im Garten „geerntet“, um es dann zu trocknen und unserer Weihnachtskrippe ein wenig auszupolstern. So hat Moos für mich auch viel mit unseren beiden hohen christlichen Feiertagen zu tun.

Ist vielleicht Kirche auch so ein bisschen wie das Moos? Sollten wir uns als Kirche am Moos, dieser wohl ältesten Landpflanze der Erde, ein Beispiel nehmen, wenn wir jetzt überlegen, wie sich Kirche entwickeln soll? Ich glaube schon.

Zunächst steht mir die Fülle der Kleinstlebewesen vor Augen, die im Moos leben, denn ich hoffe darauf, dass in unserer Kirche zukünftig ganz unterschiedliche Interessen ihren Platz haben werden. Diese müssen allerdings immer wieder neu in einen Ausgleich gebracht werden – Stichwort: Kompromiss und Kompromissfähigkeit. Gerade das sollte man bei uns als Kirche leben und lernen können.

Und dann ist da natürlich auch die Flauschigkeit des Mooses. Wie auf einem weichen Mooskissen so sollen sich bei uns die Menschen wohlfühlen, sich ausruhen und auftanken können.

Wie wohltuend ist es oft, eine Kirche zu betreten. Mit einem Schlag lasse ich die Hektik der Großstadt hinter mir, nehme in einer Bank Platz, ruhe mich aus und kann vor Gott auftanken. Dazu braucht es nur noch mehr offene (gerade evangelische) Kirchen und vielleicht auch mehr bequemere Kirchenbänke.

Vor allem aber inspiriert mich die Eigenschaft des Mooses, langfristig Feuchtigkeit zu speichern, so dass die Kleinstlebewesen davon trinken und überleben können. Im übertragenen Sinne heißt das für mich zwar nicht, dass Kirche eine Gemeinschaft sein sollte, die ständig nur gibt und deren Mitglieder ständig über ihre Kräfte leben. Für mich ist Kirche eine Gemeinschaft, die weiß, dass es Zeiten des Sammelns und des Speichern geben muss, gerade um dann auch wieder austeilen zu können.

Es gibt das schöne Bild eines Brunnens mit lauter Schalen, aus denen das Wasser von der einen immer weiter in die andere plätschert. Bevor das Wasser in die nächste Schale weiter laufen kann, muss sich in ihr erst einmal ein Grundstock an Wasser angesammelt haben. Und das braucht so seine Zeit und dauert noch länger, wenn viele Vögel aus der Schale trinken oder die Sonne viel Wasser verdunsten lässt.

So dürfen wir als Christinnen und Christen ebenso wie die Kirche als Ganzes – wie das Moos für das Wasser – erst einmal nur ein Speicher die Hoffnung sein. Und auch wenn wir in diesem Moment gar nicht viel tun, weil wir Kraft schöpfen, in uns ruhen und uns auf unsere christlichen Werte besinnen, sind wir doch für eine lebendige Gesellschaft gerade sehr wichtig.

Bleiben Sie wohlbehütet,

Ihr Dekan Olliver Zobel

Zwei Gummibärchen gleicher Farbe auf einer Mooswiese.© Jörn von Lutzau / fundus.media
"Vom Kleingarten zur Parkanlage"

Überlegungen von Dekan Olliver Zobel zu den Nachbarschaften in mehreren Teilen zum Download: